Geschichte im Zeitraffer
- 1113
Erstmalige urkundliche Erwähnung von Schönau (Schoenow). - 1164
Weihe der ersten Kirche durch Bischof Ortlieb von Basel, Erhebung zur Pfarrei. - 14. Jahrhundert
Blüte des Silberbergbaus. - 1321
Talbrief: Freiheiten, Rechte und Pflichten der Talleute sind im ältesten schriftlich aufgezeigten Talrecht festgestellt und verbrieft. - 1350
Schönau besteht aus 50 Häusern und Hofstätten, zwei Mühlen, einer Schmiede, einer Badstube, einer Gerbe und einem Gasthaus. Sitz des St. Blasianischen Klosteramtes. - 1488
Das erste Talvogteihaus befindet sich an der Stelle des heutigen Hauses "Röhl". - 1599
Die gesamte Stadt wird bis auf die Kirche und das Amtshaus durch Brand zerstört. - 1634
Die wieder aufgebauten Häuser werden mit Ausnahme der steinernen Kirche ein Raub der Flammen (Schwedenkrieg). - 1737
Unter der Gerichtslinde wird das letzte Todesurteil gesprochen. - 18. Jahrhundert
Als Wirtshäuser werden "Ochsen", "Sonne", "Krone", "Vierlöwen" und "Post" (spät. „Hirschen“) genannt. - 1801
Hochwasser bedeckt die Talstraße/Ledergasse 4 m hoch mit Schutt. - 1806
Schönau geht von Vorderösterreich an das Großherzogturn Baden über. - 1809
Schönau erhält das Stadtrecht und Marktrecht und wird Amtssitz des Bezirksamtes. - 1824
Erste Apotheke im Haus Talstraße 2. - 1831
Einrichtung einer eigenen Poststelle im "Vierlöwen". - 1837
Erste Handweberei (Fa. Peter Köchlin Söhne) in der Wiedlegasse. - 1838
Gründung der Stadtmusik. - 1848
Erste Bürstenholzfabrik im Wiesenrain (heute Fa. Frank & Co.). - 1851
Gründung des Männergesangvereins "Harmonie". - 1855
Einrichtung des ersten Spitals am Schleifenbach an der Straße nach Tunau. - 1855
Gründung der Ersparnisgesellschaft für den Amtsbezirk Schönau (Sparkasse). - 1856
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr. - 1870
Neubau des Bezirksamtes (heute Amtsgericht). - 1879
Fertigstellung der Volksschule (heute Gymnasium). - 1884
Bau einer zentralen Wasserversorgung. - 1886
Gründung des Schwarzwaldvereins Ortsgruppe Schönau. - 1889
Eröffnung der Bahnlinie Zell-Todtnau und Einweihung des Bahnhofes.
Ausführliche Stadtgeschichte
Mit Beginn des 12. Jahrhunderts hatten sich einige Herrengeschlechter in den Besitz größerer Grundstücke im Oberen Wiesental gesetzt. Diese waren Selinger von Granichun und Holistein, Adilgonz von Werra, Werinher von Waldeko und Eberhard von Eystätt. Deren Erben schenkten ihre Besitztümer nach und nach dem Kloster St. Blasien und wurden selbst zu Mönchen. In der Zeit des 11. und 12. Jahrhunderts fällt die Begründung der ersten Bergwerke und durch die von St. Blasien vorangetriebenen Rodungen wuchs die Bevölkerung des Oberen Wiesentals an.
Zwei Stätten der Kultur haben zur Urbarmachung unseres Tales besonders mitgewirkt die beiden Klöster St. Trudpert und St. Blasien. Durch die Vergaben der Jahre 1112 und 1113 war das Kloster St. Blasien zum Vogt über das Schönauer Tal geworden. In den Jahren 1158 -1164 erbaute das Kloster St. Blasien die erste Kirche in Schönau. Bis dahin gingen die Schönauer freiwillig nach Tegernau, um dort den Gottesdienst zu besuchen.
Im Gebiet der heutigen Fröhnd und im Tale Schönau war ein Gemenge des vogteilichen Besitzes und nichtvogteilicher Teile. Habsburg, das hier Besitz erworben hatte, schuf Ordnung und legte alle unter St. Blasiens Vogtei liegenden Gebiete zusammen. Die Talvogtei oberes Wiesental wird urkundlich im 12. Jahrhundert genannt. Im Jahre 1288 wurde Todtnau pfarrlich von Schönau gelöst. Das Tal Schönau war somit in das Tal Todtnau und Schönau geteilt. Bis zum Ende der Talvogtei im Jahre 1809 hatten Schönau und Todtnau die gleichen Rechtsverhältnisse. Nach dem Talbrief von 1321 gehörten Leib und Gut in den beiden Talvogteien dem Kloster St. Blasien. Der Abt war somit Leibherr und Grundherr.
Da die Einwohner von Schönau und Todtnau freizügig waren, was ihnen auch von St. Blasien nie bestritten wurde, traf die Bezeichnung „Leibeigene“ für Schönau und Todtnau inhaltlich nicht zu. Die Abwehr gegen alle Freiheitsbeschränkungen führten die Schönauer mit Feuereifer. Im Jahre 1783 wurde die Leibeigenschaft aufgehoben.
1599 brannte Schönau, durch eine Unvorsichtigkeit eines Bürgers namens Schäuble, bis auf die Kirche und das St. blasianische Amtshaus ab (stand am Ort des im Jahr 2003 abgebrannten Gasthauses „Krone“).
Das 17. Jahrhundert brachte viel Unheil mit sich. Die vielen schrecklichen Kriege, die Deutsche gegen Deutsche mit Hass wegen Religionsverschiedenheit führten, die durch den französischen Hof noch angefacht wurden, um das Haus Österreich zu stürzen, und Deutschlands Kraft zu schwächen, gaben diesem Jahrhundert das Aussehen. Kriege waren nicht die einzige Plage, ebenso herrschten die Pest, Hungersnöte und Teuerungen. Viele Städte lagen in Trümmern und ganze Strecken des Landes waren entvölkert.
Während des 30-jährigen Krieges, im Jahre 1634, drangen Streifzüge, zusammengestellt aus dem losesten Gesindel, gelockt von Mord- und Raubbegierde, nach Süddeutschland und zerstörten einzelne Höfe und ganze Ortschaften. Schönau wurde in jenem Jahr ganz abgebrannt, nichts blieb übrig, als die steinerne Kirche. Dabei gingen alle Schriften, Pfarrbücher, Freiheitsbriefe und Rechtsdokumente in Flammen auf. Dieses Elend dauerte bis in das Jahr 1639 an. Mit diesem Jahr fangen auch die noch ältesten vorliegenden Pfarrbücher an.
Im Französischen Krieg wurde der obere Teil Schönaus im Jahre 1677 bis an die Kirche in Brand gesetzt Die wütende Schar zog sich bald wieder zurück, erschien aber im folgenden Jahr 1678 abermals und verbrannte noch den übrigen unteren Teil Schönaus. Die Schwarzwälder stellten sich jedoch zur Gegenwehr und viele der Flüchtlinge wurden in den Engpässen erschlagen.
Eine sehr harte Zeit brachten die Jahre 1688 –1698 für Schönau, Wembach, Todtnau, Fröhnd und Wieden. Auf der Mühlmatt war ein Lager aufgeschlagen, in welchem sich das Fußvolk aufhielt. Die Reiter quartierten sich in den Bauernhöfen ein und betrugen sich auf eine, für Fremdestruppen unschickliche Weise. So sollen sie ihre Pferde in die Wohnstuben gestellt und die Einwohner in die Ställe getrieben haben.
Von Todtnauberg durch Muggenbrunn über Wieden, Multen bis Zell wurden auf den Höhen Verhaue gemacht, Schanzen aufgeworfen und Wachhäuser gebaut Schönau glich mehr einer Festung, von Wembach und Schönenbuchen aus mit Schanzen und Mauern verteidigt.
1786 bekam die Verfassung der Täler Schönau und Todtnau eine andere Gestalt. Die eigenen Rechte hörten so ziemlich auf, die österreichische Gesetzgebung wurde eingeführt. Diese wurde ausgeübt durch das Malefizgericht in schweren Fällen und das Frevelgericht in leichteren Vergehungen. In Schönau fand pro forma das mit 24 Schöffen besetzte kaiserliche Halsgericht statt, vielleicht ein Überbleibsel aus längst vergangenen Jahrhunderten, in denen der Beklagte von Standesgenossen abgeurteilt wurde. Die auf öffentlichem Platze unter der alten Gerichtslinde (die heute noch steht) vorgenommene Gerichtssitzung, war in ihrer Aufmachung und dramatischen Abwicklung von erschütternder Wirkung, bis das Armesünderglöcklein vom Turm den Delinquenten zum Richtblock rief und das Haupt fiel, der tote Körper auf ein Rad geflochten und als abschreckendes Beispiel einige Tage öffentlich zur Schau gestellt wurde. Die letzte Gerichtssitzung fand am 18. Oktober 1737 statt.
Im Jahre 1805 wurde Süddeutschland durch den Pressburger Frieden an den Kurfürsten von Baden abgetreten. Das Stift St. Blasien wurde aufgehoben, seine im Tal besessenen Güter wurden eingezogen und öffentlich versteigert, alle Rechte und Gefälle gingen an den Landesfürsten über. Die vorige Verfassung im Tal erlosch gänzlich, alle Rechte und Privilegien bis auf das Jagd- und Fischrecht hörten auf. 1809 wurde Schönau zur Stadt erhoben. Die alte Talvogtei Schönau wurde aufgehoben. Die äußeren Talbewohner wurden in neun Vogteien eingeteilt, als Aitern, Böllen, Fröhnd, Geschwend, Präg, Schönenberg, Utzenfeld, Tunau und Wembach. Wieden wurde getrennt und zu einer eigenen Pfarrei erhoben. Diese Aufteilung hat bis heute Bestand, außer, dass Geschwend und Präg zur Stadt Todtnau gehören. Eine ganz neue Gerichtsordnung und Geschäftsgang, geltend für das ganze Großherzogtum, wurde eingeführt und in Schönau ein großherzogliches Bezirksamt errichtet, das die Verwaltung des ganzen Bezirkes zu besorgen hane. Auch heute hat Schönau als einzige Gemeinde des oberen Wiesentals ein Amtsgericht. Seit 1972 gibt es den Gemeindeverwaltungsverband Schönau, an den die oben genannten Gemeinden angeschlossen sind.
Die Blüte des Bergbaues begann im 13. und dauerte bis ins 14. Jahrhundert. Nach 1500 mussten viele Bergleute auswandern oder sich umstellen. Besonders die Gemeinde Schönenberg war der Ort der Bergleute. Durch den Bergbau fanden auch die Erzeugnisse der Bauerngüter wie Fleisch, Fett, Käse, Butter und Häute guten Absatz. Nun hatte auch Fuhrleute, Karrer, Sanier und Schmiede ein gutes Auskommen. Der kostbare Hochaltar (1520) in der Kirche in Schönau ist wohl die letzte Frucht der reichen Zeit der Silbergrubenfunde. Die Gruben in Wieden und Aitern wurden gegen Ende des 18. Jahrhunderts wieder geöffnet, jedoch ohne bleibenden Erfolg. Guten Gewinn brachten von 1929 - 1973 die Grube St. Anton in Wieden und die Fabrikationsstätte Finstergrund in Utzenfeld. Dort wurde Flussspat abgebaut und das Werk in Utzenfeld verarbeitete das Material zu industriellen und chemischen Zwecken. Die Lieferungen gingen bis nach Amerika und Japan.
Die Ansiedlung der Baumwollspinnereien und Webereien brachten zusätzliche Verdienstquellen seit dem 18. Jahrhundert. Die bedeutendste unter ihnen war die internationale Firma Irisette.
Die Gründungszeit der Werke in Schönau war etwa 1840/41, 1900 wurden die Schönauer Werke zur Aktiengesellschaft und in Personalunion mit der Weberei Zell im Wiesental geführt. 1920 erfolgte die Fusion zur Firma Spinnerei und Webereien Zell-Schönau AG mit Firmensitz in Zell im Wiesental mit mehr als 1.500 Beschäftigten mit ca. 360 Webstühlen. Hergestellt wurden Bettwäsche und Tischwäsche der Marken „lrisette“ sowie Bekleidungsstoffe, Industriegewebe, Export-Damaststoffe, technische Gewebe und Garne. Die Firma hat die Produktion zum Jahresende 1993 eingestellt.
Die wirtschaftliche Entwicklung des oberen Wiesentals fand eine wesentliche Förderung durch die am 7. Juli 1889 eröffnete Bahnlinie Zell-Todtnau. Die Rentabilität der Bahn blieb jedoch durch die Entwicklung des Autoverkehrs, und trotz des wirtschaftlichen Aufstieges des oberen Wiesentals, hinter den Erwartungen zurück. Der Betrieb wurde zum Sommerfahrplan 1967 eingestellt.
Eine weitere Stabilisation der wirtschaftlichen Lage begann mit der Bürstenfabrikation. Am Anfang wurden die benötigten Hölzer in Heimarbeit gefertigt. Heutzutage wird diese Arbeit von Maschinen erledigt
Quellen:
"Geschichte der Pfarrei Schönau auf dem Schwarzwald" von Dekan Clemens Schaubinder (1834)
“Geschichte von Schönau“ Chronik von Geistl. Rat Eduard Böhler
Das Wappen
In gespaltenem Schild vorn das österreichische Wappen, hinten in Blau ein steigender goldener Hirsch.
Die ersten urkundlichen Nachrichten über das Schönauer Tal (augia, silva, vallis, quae vocatur Sconowa) beginnen mit dem 12. Jahrhundert (Joseph Bader, Talverfassung). Durch Schenkungen verschiedener Adelsgeschlechter und Kauf konnte das Kloster St. Blasien umfangreichen Besitz im oberen Wiesental erlangen. Die Geschichte von Schönau ist die des ganzen Tales (Humpert, Schönau). St. Blasien richtete zur Verwaltung seiner Güter und Rechte - wohl auch unter dem Eindruck des an Bedeutung gewinnenden Bergbaus - ein eigenes Amt Schönau ein, dem auch die Talvogteien Schönau und Todtnau untergeordnet waren. Schönau war der Mittelpunkt der gleichnamigen Talvogtei (Eduard Böhler). Die Freiheiten und Rechte, aber auch die Pflichten der Talleute waren im Talbrief von 1321 festgehalten, der wiederholt erneuert wurde. Damit war ihnen eine gewisse Selbstverwaltung eingeräumt (Wernet).
Aus der habsburgischen Schirmvogtei über St. Blasien hatte sich die österreichische Landeshoheit entwickelt. Innerhalb der Behördenorganisation des vorderösterreichischen Breisgaus gehörte Schönau zur K. K. Kameralherrschaft der Grafschaft Hauenstein waldvogteiamtlichen Bezirks. Der Waldvogt mit dem Amtssitz in Waldshut hatte Schirm und Schutz zu gewähren sowie die Interessen des österreichischen Landesfürsten zu vertreten. Eine seiner wichtigsten Aufgaben war die Ausübung der hohen Gerichtsbarkeit. Der Abt von St. Blasien war Leib- und Grundherr. Ihm stand die niedere Gerichtsbarkeit zu. Grundlage der Talverfassung blieb bis zur Einführung der österreichischen allgemeinen Gemeindeordnung (1786) beziehungsweise bis zum Ende der Grundherrschaft St. Blasiens das Talrecht von 1321 (Amtliche Beschreibung).
1806 kam Schönau mit dem größten Teil des vorderösterreichischen Breisgaus an Baden. 1809 wurde die Gemeinde - unter Abtrennung der selbständig werdenden Nebenorte - zur Stadt erhoben, ging dieser Eigenschaft 1936 verlustig und gewann sie 1950 wieder.
Vom 14. bis in das 19. Jahrhundert hinein finden wir als Siegelbild der Talvogtei Schönau einen Wappenschild mit dem Balken aus dem österreichischen Bindenschild und dem sanktblasischen Abtsstab (Badische Städtesiegel). An Urkunden von 1336 bis 1483 sieht man in gotischem Dreieckschild einen damaszierten ( = durch Zierlinien gemusterten) Balken, bedeckt von einem Abtsstab, Umschrift + S.CIVIUM . VALLIS IN SCHONOWE.
Im 16. Jahrhundert erscheint ein über einen Renaissanceschild gelegter , also über den oberen und unteren Schildrand hinausragender Abtsstab, der von dem damaszierten Balken überdeckt ist; in der (vom Beschauer aus) linken unteren Ecke befindet sich ein S, in der rechten oberen ein 0. Eduard Böhler bringt diese Buchstaben mit dem Anfang und Ende des Wortes SCHONO(W) in Zusammenhang. Die Umschrift lautet: . S . THAL . SCHONNAW. Dieser Siegeltyp wird in der Folge mit geringfügigen Variationen beibehalten, zum Beispiel verschwinden die Buchstaben. In badischer Zeit fällt der Abtsstab weg. Seine Stelle nimmt ein gespaltener Leistenpfahl ein.
Seit 1898 führt die Stadt das vom Generallandesarchiv entworfene Wappen im Siegel. Die dekorative Schildform hat man zu Beginn der sechziger Jahre durch die halbrunde ersetzt. Das Wappen versinnbildlicht die einstigen Herrschaftsverhältnisse. So macht der silberne Balken in Rot die ehemalige österreichische Landeshoheit lebendig. Das hintere Feld mit dem Kennzeichen der Abtei St. Blasien erinnert an deren Grundherrschaft.
Quelle:
Harald Hubner, Wappenbuch Landkreis Lörrach, im Verlag des Südkurier Konstanz, 1984